Das Cembalo ist weiblich!
Was in Anbetracht der männlich dominierten instrumentalen Musizierpraxis des Barock und der Frühklassik – und damit der Blütezeit des Instruments – zunächst wie eine gewagte Behauptung anmutet, entpuppt sich beim Blick auf das Programm, das der weltweit gefeierte Cembalovirtuose Mahan Esfahani mit dem Münchener Kammerorchester präsentiert, als durchaus plausibel. Neben einem Werk der Komponistin Élisabeth Jacquet de La Guerre liegt ein Augenmerk dabei auf Stücken, die seinerzeit für Instrumentalistinnen komponiert wurden, so Antonio Vivaldis Violinkonzert für Anna Maria dal Violin, die eine Schülerin des Komponisten am venezianischen Ospedale della Pietà war, eines jener Waisenhäuser, in denen im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche junge Frauen, darunter auch Maddalena Laura Lombardini Sirmen, zu virtuosen Musikerinnen ausgebildet wurden. Dem gegenüber stehen zwei Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, eine Zeit, in der das Cembalo im Zuge neoklassizistischer Strömungen eine Renaissance erlebte, die vor allem durch Cembalistinnen ausgelöst wurde. Manuel de Falla etwa schrieb sein Konzert für die berühmte Cembalistin Wanda Landowska, Bohuslav Martinů das seinige für deren Schülerin Marcelle de Lacour.
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