Ernst Molden zeigt sich äußerst produktiv und kreativ. Nur knapp ein Jahr nach seinem erfolgreichen Theaterstück "Häuserl am Oasch" und dem dazugehörigen Album, sowie wenige Wochen nach der Veröffentlichung seines ersten Liederbuchs im Deuticke Verlag, präsentiert er sein zehntes Album "Es Lem". Gleichzeitig hat er bereits ein Coverversionen-Album namens "Weidafoan" in petto, das im Herbst 2011 veröffentlicht werden soll. Wir möchten Sie nun herzlich dazu auffordern, sich mit dieser aktuellen Song-Kollektion auseinanderzusetzen, denn sie ist von großer Bedeutung.
Der Titel "Es Lem" ist ein Wiener Ausdruck für das Leben an sich, was Moldens Reife und Gelassenheit symbolisiert. Er braucht keine Übertreibungen oder Provokationen mehr, sondern strahlt Ruhe und möglicherweise eine gewisse Weisheit und Altersmilde aus. Molden ist jedoch immer noch zu jung für diese Eigenschaften, und der Rock'n'Roll, der die Grundlage seiner Musik bildet, ist zu lebendig und mitteilsam.
Tatsächlich ist das zehnte Album von Ernst Molden eine seiner persönlichsten Arbeiten. Er ist mit seiner Familie nach Wien-Erdberg gezogen und hat inspirierende Songs geschrieben, die das raue und gleichzeitig charmante Umfeld der Gegend widerspiegeln. Sein Sohn Karl schlug vor, das Album "Das Leben" zu nennen, was treffend ist. Lieder wie "Schlochdhausgossn", "Neiche Wohnung", "Flagduam", "74A", "Joe Zawinul Park" oder "Bundesbod" sind sowohl persönliche Einblicke als auch Stationen auf Moldens Reise der Selbsterforschung. Der Weg ist das Ziel, und die Entschlossenheit und Präzision des Künstlers sind seine geistige Nahrung. Trotz gelegentlicher Niederlagen und nachdenklicher Momente lässt er sich nicht bremsen. Mit sentimentalen Juwelen wie "Hameau" ("Am Anfang steht alles noch offen, am Ende magst du selbst gern gehen"), gemeinsam mit Willi Resetarits interpretiert, schließt sich der Kreis.
Auf "Es Lem" sind neben Willi Resetarits auch Der Nino aus Wien und Klemens Lendl ("Die Strottern") sowie Moldens bewährte Band, bestehend aus Marlene Lacherstorfer (Bass), Sibylle Kefer (Flöte, Gesang), Hannes Wirth (Gitarre), Walther Soyka (Akkordeon) und Heinz Kittner (Schlagzeug), zu hören. Die Produktion des Albums trägt erneut die Handschrift von Kalle Laar aus München, der für den zurückhaltenden und unverfälschten Klang des Albums verantwortlich ist, der sich von den üblichen Radioformaten abhebt.
Das Albumcover von "Es Lem" zeigt Ernst Molden in einer ländlichen Umgebung, umgeben von üppigem Grün und majestätischen Bäumen. Auf den ersten Blick ist Molden als Namensgeber des Albums kaum zu erkennen. Ist er ein moderner Henry David Thoreau? Ja und nein. Denn einerseits beschreibt "Es Lem" eine zutiefst urbane Szenerie, das bewusste Durchqueren des städtischen Dschungels und seiner Rückzugsorte. Andererseits spiegeln viele Zeilen die Sehnsucht nach der unmittelbaren Natur und der Ungekünsteltheit wider, die in Begegnungen mit gleichgesinnten Seelen steckt. Eine Zigarette, ein Glas Wein oder vielleicht zwei, ein Dialog voller stiller und intensiver Momente, ohne Anfang und Ende. Der altmodische Plattenspieler - natürlich ist das Album auch auf Vinyl erhältlich - setzt die Nadel gerade wieder in die Einlaufrille zurück. Wie oft wird diese Platte heute noch gehört?
"Es Lem" erzählt vom Leben selbst, einem der fesselndsten Themen überhaupt. Nicht viele Künstler können dieses Thema so einfühlsam und ausdrucksstark gestalten wie Ernst Molden. Wir möchten Sie ermutigen, sein neues Album zu erleben.